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Wie man auch mit kleinem Budget groß reisen kann

6 Wochen Portugal, wie geht das denn? – Diese Frage stellt man mir seit einigen Wochen immer wieder. Gemeint ist natürlich wie ich mir das leisten kann, offenbar wird jegliche Form von Reise immer noch eindeutig als Privileg derer mit dem nötigen Kleingeld zugeschrieben. Selbst meine Freunde, die viel und weit gereist sind, sagen des öfteren auch mal einen verlockenden Trip ab, weil sie meinen kein Geld dafür zu haben. Ich kann das, ehrlich gesagt, oft nicht verstehen. Wenn man wirklich Bock hat auf einen Trip, geht immer irgendetwas, egal wie mickrig das Budget. Das Ganze ist eher, wie eigentlich alles im Leben, reine Einstellungssache.

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Wie mach ich es also? Zum einen gibt es ja die wunderbare Erfindung des Elterngeldes, welches ich, unabhängig davon ob ich den Kinderwagen durchs kalte Berlin oder die Lissabonner Altstadt schiebe, bekomme. Das bringt mich in Berlin über die Runden, es galt also nur einen Ort zum Überwintern zu finden, der ungefähr so teuer oder günstiger ist als die Hauptstadt. Meine Wohnung habe ich untervermietet und mir für circa dieselben Kosten eine Wohnung via Airbnb in Lissabon gesucht. Da mein Kind immer noch sehr klein ist, fallen fancy dinners und ausgedehnte Shoppingnachmittage weg, soviele Ausgaben habe ich also nicht. Ein Mittagessen, auch in netten Restaurants, kostet nur um die €6-10, ein Latte Galao sogar nur um die €1,50. Stillende Mama Perk: der entkoffinierte Kaffee und das alkoholfreie Bier schmecken in Portugal wie das echte Zeug. Mit dem Baby spazieren gehen ist auch hier gratis und das ist aktuell immer noch meine Hauptbeschäftigung.

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Ok, ok, du kriegst Elterngeld, werdet ihr jetzt denken, nur wie geht es ohne? Das große Geheimnis ist gar keines, es ist einfach nur eine Frage der Disziplin. Wenn man nicht viel Geld hat, muss man eben den ganzen Abend lang mit einem Bier auskommen, selbst kochen, laufen, statt bahn fahren, in Hostels schlafen, oder besser noch Couchsurfen. Die Pessimisten würden sagen, die Kunst des budget traveling sei eine des Verzichts, die Optimisten sehen es als Herausforderung. Man kann durchaus einen Kick daraus bekommen, den ganzen Tag nur einen Zehner ausgegeben zu haben.

Immer noch meine Lieblingsart des “Ohnewirklichesgeldreisens” ist die des Trips in ein verdammt günstiges Land. Indien, zum Beispiel. Oder Bolivien. Oder mein persönlicher Favorit: Thailand. Ich hab mal in einem Restaurant in Bangkok ein Mädel getroffen, die reiste auf €200 im Monat. IM MONAT! Davon zahlte sie Unterbringung, Essen und Transfer in verschiedene Orte im ganzen Land. Zu meiner Backpackerzeit hatte ich auch nicht mehr als €500 pro Monat zur Verfügung und es hat gereicht. Oft gabs den Bungalow schon für €3-5, eine Mahlzeit für €1 und eine 10-Stündige Busfahrt für 12 (und man spart das Hotel, wenn man nachts reist). Natürlich kostet der Langstreckenflug hierher etwas mehr, aber wer länger bleiben will, für den verrechnet sich der Flieger wieder und letztlich muss man wahrscheinlich noch nicht mal mehr Geld ausgeben, als man dies zu Hause tun würde.

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Geld zu haben ist ein Luxus, der es einem erlaubt den Kopf auszuschalten und einfach zu tun worauf man Lust hat. Wenn man keins oder nur wenig hat, muss der Kopf eben mitrechnen, überschlagen, abwägen, aber das ist immer noch ein kleiner Preis, den man zahlt um rauszukommen.

Mittlerweile bin ich keine 23 mehr und muss mir keine Gedanken darüber machen, ob ich mir auch noch den 2. Drink leisten kann, oder das Upgrade vom €3 zum €5 Zimmer, aber wenn es drauf ankäme, wüsste ich nach wie vor, wie ich auch ohne Kohle (fast) jede Reise antreten könnte.

Hier also ein paar gute Tips, wie man mit möglichst wenig Geld, möglichst gut reisen kann.

 

Fliegen

In der Regel sind die Flüge an Dienstagen und am Mittwoch billiger, das berücksichtige ich bei der Flugsuche prinzipiell immer.

Die günstigste Zeit zum Fliegen ist oft das erste Drittel des Jahres, vor allem Februar und März.

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Vergleichsportale bieten bestimmte Airline-Flüge oft sehr viel günstiger an, als die Airline selbst auf ihrer Seite. Ich mag Opodo.de und gelegentlich edreams.de.

Urlaubspiraten haben ein Auge auf gute Deals und finden immer wieder Megaschnäppchen, es lohnt sich öfter mal reinzuschauen. In Europa sind die Billigflieger ja weitgehend bekannt, aber auch in Asien und Südamerika findet man solche. Es kann zum Beispiel lohnenswert sein erst nach Bangkok zu reisen um dort mit Air Asia z.B nach Bali weiterzufliegen. So kann man nicht nur €200 sparen, man sieht auch noch 2 tolle Destinationen, anstelle von nur einer.

 

Unterbringung

Auch hier sollten Vergleichsportale wie booking.com oder agoda.de der erste Schritt bei der Hotelsuche sein, um gute Deals und Vergünstigungen zu finden. In den USA finde ich Hotwire.com ganz praktisch. Auch lohnt es sich meistens erstmal nur 1 oder 2 Nächte zu buchen, um dann vor Ort etwas Günstigeres zu suchen. Man wird eigentlich immer fündig und zahlt nur noch einen Bruchteil der online angepriesenen Preise. Nicht selten lassen Hotels auch mit sich handeln, wenn man mehrere Nächte will.

Wer seinen Trip am liebsten gebündelt und als Paket geliefert bekommt, dem sei Urlaubsguru.de ans Herz gelegt, da bekommt man nicht nur gute Preise, sondern auch viel Inspiration.

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Airbnb hat tolle Angebote, die sehr oft extrem reduziert sind, wenn man für einen ganzen Monat sucht. In Lissabon zahle z.B. ich nur die Hälfte des eigentlichen Tagessatzes für die Wohnung, weil ich sie einen ganzen Monat lang gebucht habe. In teuren Städten, wie Oslo oder New York, lohnt es sich beim Anbieter zu wohnen und nur ein Zimmer, statt der kompletten Bude anzumieten. Ich war zuerst skeptisch, was letztere Option angeht, war aber immer überrascht von der Gastfreundlichkeit der Gastgeber.

Für kleine Budgets gibt es natürlich hostelworld und für noch kleinere couchsurfing.

 

Von A nach B

Es muss nicht immer das Taxi sein. Informier dich vorher, ob es vom Flughafen eine Bahnverbindung in die Stadt gibt, oder einen Bus.

Überleg 2 Mal ob es wirklich eine Tageskarte sein soll, oder ob du nicht doch so viel laufen wirst, dass ein Einzelticket für die U-Bahn reicht.

In Entwicklungsländern handelt man oft vor der Fahrt mit dem Taxi/der Rickscha, dem TukTuk einen Preis aus – frage Locals vorher was die Fahrt kosten müsste und bestehe auf diesen Preis. Ich halte auch das 2. und 3. Taxi an, bis ich einen fairen Preis bezahle. Bus fahren erfordet zwar etwas mehr Recherche (super Möglichkeit mit den Locals ins Gespräch zu kommen!), ist aber immer auch eine tolle Erfahrung.

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Wenn du eine längere Taxifahrt (zB vom Flughafen in die Stadt) planst, frag andere Reisende (bzw. Backpacker), ob sie die Fahrt(kosten) teilen wollen.

Frag in deinem Hotel, deinem Hostel oder deinen Gastgeber ob sie dir ein Fahrrad leihen können.

 

Verpflegung

Nicht immer ist selbst kochen wirklich günstiger als auswärts essen. Vor allem in den USA kosten Lebensmittel im Supermarkt so viel, dass es mitunter ratsamer ist in günstigen Restaurants oder Imbissen zu essen. Wer ein paar Tage lang an Street Food snackt, der hat sich eine tolle Mahlzeit in einem netten Restaurant dann auch redlich verdient. Übrigens: in Entwicklungsländern haben manche Leute immer noch (unbegründete) Angst vorm Essen auf der Straße. Street Food gehört unbedingt zur Kultur eines Landes dazu und solang man darauf achtet einen Bogen um Frittiertes, Obst mit Schale (außer Bananen) und Eis zu machen, sollte da eigentlich nichts passieren.

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Tagesprogramm

Ich bin die Letzte, die viel Geld braucht um Spaß zu haben. Skydiving? Bungee-jumping? River Cruise? Brauch ich alles nicht. Außerdem gibt es das doch auch billiger! Bus fahren statt Stadtrundfahrt, Fähre statt Bootsfahrt, Wein im Park statt Schampus im Hilton. Gib mir ein spannendes Stück Erde und meine Kamera und ich werden uns prächtig amüsieren. Viel mehr als den Tourikram interessieren mich lebendige Stadtviertel, Märkte, hübsche Cafes und People-watching. Ich setz mich auch mal gerne in einen Bus und fahr irgendwo hin, egal wo, einfach der Erfahrung wegen. Wenn ich in Großstädten unterwegs bin und der Verkehr es zulässt, liebe ich es mit dem Rad on tour zu sein. Man sieht viel, ist schnell am Ziel und das ganz ohne Geld.

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Ganz einfach macht man es sich natürlich wenn es einen Strand gibt – wer sagt schon nein zu einem faulen Tag in der Sonne. Sonnenauf- und untergänge machen die schönsten Erinnerungen, egal ob man sie auf einer Dachterrasse oder direkt am anschaut.

Mittlerweile haben auch einige Städte kostenlose Walking Tours, die man easy findet, indem man free walking tour XY googlet. Wer sonst noch Inspiration braucht, was man alles umsonst machen kann, der kann hier die free things to do guides für London, Melbourne, Sydney und New York nachlesen.

 

Ausgehen

Oft ist Alkohol die größte Ausgabe und wohl auch die, an der viele nicht sparen wollen. Ein lässiger Cocktail oder 2 gehören einfach zu einem schönen Abend dazu. Und mal ehrlich, wäre der Sonnenuntergang am Strand genauso schön, mit einem Wasser in der Hand? Hier hilft es, sich ein Budget zu setzen, vielleicht nur einen Cocktail zu trinken und danach etwas, das man nicht soooo gerne mag. Ich zum Beispiel kann gut einen ganzen Abend mit nur einem Bier überstehen, weil ich es einfach nicht so lecker finde. Happy Hour ist eine feine Sache, wenn es sie denn gibt. Vor allem in den Staaten und in Großbritannien gibt es hier meist gute Deals, wie 2 für 1 Drink. Ebenfalls beliebt in Amerika, vor allem aber im teuren New York, ist die open bar. Das ist oft eine Stunde oder manchmal auch länger, in denen es kostenlose Drinks gibt. My Open Bar hat viele Listings, die es möglich machen, jeden Abend für umme zu trinken. In meinen sehr armen Zeiten hatte ich auch immer den guten, alten Flachmann mit Vodka oder Whiskey dabei. Cola bestellt, Whiskey rein – fertig.

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Mitte Januar fliegen der Junior und ich für zweieinhalb Monate nach Thailand. Wer sich von diesem Post beflügelt fühlt und noch ein geeignetes Ziel für die Winterflucht sucht, der komme doch einfach auch dahin und wir stoßen an. Mit Dosenbier. Am Strand. Beim Sonnenuntergang.

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Katja Hentschel hat 5 paar Hände. So fühlt es sich zumindest an für die Fotografin, Reisebloggerin, Modebloggerin, Social Media Consultant und Mama. Nach 8 Jahren in Städten wie Paris, London und New York und einem Master Studiengang in Psychologie, lebt sie nun seit mittlerweile 6 Jahren in Berlin. Ihre anderen Blogs heißen travelettes.net und glamcanyon.com.

2 comments

  • …..kann mich noch erinnern das man so anfang der sechziger jahre des letzten jahrhunderts, mit etwa zwei DM, halt ca. ein € am tag, in indien und nepal gut über die runden kam……

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  • Toller Artikel, der ganz klar zeigt, dass wenn man auf einige Dinge achtet dabei Geld einsparen kann, aber am Ende auf nichts verzichten muss. So macht Reisen Spass.

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