Was für eine außergewöhnliche Chance für meine Tochter Olivia, 16 Monate, und mich! Zwei Wochen Malediven, als das doppelte „Plus 1“ von Katja und ihrem Sohn Atlas, 12 Monate, die uns zu einer Pressereise auf vier verschiedene Inseln mitnehmen wollten. Eine Reise mit Kind, aber ohne Kegel, dafür mit vier Gepäckstücken und zwei Kinderwagen.
Man fällt auf. Daran muss man sich gewöhnen. Eine Frau, die Kinderwagen, Koffer und Laptoptasche durch Sand und Sonne bewegt, die mit Nuckelflasche und Häschen jongliert, während sie beim Hotel-Check-In ihre Visa auf den Tisch legt, die sich beim Abendessen großartig mit ihrem Junior amüsiert, bevor sie die Tür ihres Einzelzimmers hinter sich schließt – die passt nicht so recht in das Bild der überforderten Helicopter-Mutter, das die halbe Welt zu haben scheint. Denn dieser Anblick irritiert erst mal. „Dein Freund lässt Dich einfach allein reisen?“ – „Hast Du keine Angst?“ – „Hast Du keinen Freund?“ – „Wäre es nicht einfacher, wenn Dich jemand begleiten würde?“
Das wäre es vielleicht. In einigen wenigen Momenten. Wenn Baby, Buggy und Ball vom Wasserflugzeug ins Boot gelangen müssen, ohne größere Verluste. Wenn der Wind Baby’s UV-Hut davon trägt, während Baby selbst getragen werden will. Wenn Frau in Male ein Taxi braucht, und Mann hinter dem Steuer erst mal nicht anhält. Wenn der Zwerg um 6 Uhr morgens den Ventilator in Gang bringen will, Mama aber noch gar nicht in die Gänge kommt. Dann ja, dann wäre es tatsächlich einfacher, vier statt zwei starker Arme und Beine zu haben.
Aber gilt deswegen der fehlende oder daheimgelassene Mann als Showstopper auf den Malediven? Mitnichten.
Selten hatte ich so viele Ersatzväter wie an den Rezeptionen unserer Ressorts, die mit erstaunlicher Hingabe mal Babysitter, mal Lehrer, mal Toast-Aufheber und mal Alleinunterhalter für Olivia waren. Ausnahmslos, und mit unglaublicher Leidenschaft und Geduld haben sich hier die Mitarbeiter des Coco Palm Ressorts gekümmert. Einzige Gegenleistung: Minütliches Posen für’s Baby-Selfie.
Besonders entspannt verliefen dann auch sämtliche Mahlzeiten. Ob Frühstück oder Lunch, das gesamte Servicepersonal hatte immer ein Auge darauf, dass es unserer zwei-bzw. vier-köpfigen Familie an nichts fehlte, angefangen vom Strohhalm über die vielen Extra-Servietten bis hin zum ungesalzenem Omelette. Großes Lob hier an das Café Turquoise des Velassaru Ressorts, denn hier hatte die Kellnerin sogar dafür gesorgt, dass unser Fototermin um eine halbe Stunde verschoben wurde – nur damit Olivia in Ruhe ihre Penne mit Fisch verspeisen konnte.
Und wenn dem Frühstück ein SPA Aufenthalt folgen sollte, fanden sich auch hier immer genügend Babysitter, die uns die Kleinen im wahrsten Sinn des Wortes abgenommen haben. Für mich eine so wertvolle und dennoch kostenlose Zusatzleistung – schließlich braucht niemand diese Minuten dringender als eine Mutter nach dem ersten Babyjahr.
In so einer wahrlich menschenfreundlichen Umgebung fühlt es sich auch besonders gut und richtig an, Babyphone bzw. die Babyphone App 3 G als virtuellen Aufpasser einzusetzen, wenn Mama abends doch mal in Ruhe oder bei Live Music den Catch of the Day gefolgt von 1-2 Cocktails genießen möchte. Die Strandbungalows von Coco Palm als auch von Velassaru, mit ihrer kuscheligen hier-ist-die-Welt-noch-in Ordnung-Anmutung, ließen uns keine Sekunde in Sorge um unsere Minis geraten.
Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Leider wissen das noch so wenige Mütter. Das zeigten mir die vielen erstaunten, besorgten und teilweise auch kritischen Blicke und Kommentare, die ich ab und an zu hören bekam, gerade von Frauen. Sucht man dann das Gespräch, erzählt man von guten Erfahrungen, erklärt man Beweg- und Hintergründe, dann kann es durchaus sein, dass die ein oder andere Gefallen an diesem just-us-Modell des Urlaubs gefunden hat und mit einer Option mehr in die nächste Ferienplanung geht. Ein gutes Gefühl.
Und trotzdem. Urlaub ohne den „Significant Other“ ist nicht für Jede geeignet, dass will ich trotz meines missionarischen Eifers deutlich sagen. Es gehört schon ein bisschen Abenteuerlust und Improvisationstalent dazu, sowie die Bereitschaft, mal Fünfe gerade sein zu lassen. Den Bungalow habe ich oft nur aufgeräumt, damit der Zimmerservice durchkam, hier verneige ich mich sowohl vor der Frustrationstoleranz des Velassaru als auch des Coco Palm Personals. Das Kingsize Bett war nicht nur zum Schlafen, sondern zum Wickeln, Anziehen und ab und an auch zum Abendessen nützlich. Der Buggy war auch mal platschnass, weil ich einfach nicht daran dachte, ihn vor Wind und Wasser zu schützen. Aus dem gleichen Grund ist wohl auch mein iPhone ins Meer geplumpst. Wer das alles nicht riskieren oder zumindest jemanden dabei haben will, der die Verantwortung mitträgt und den ein oder anderen ungefilterten Wutschwall aushalten muss, sollte definitiv ein Flugticket mehr buchen.
Und das werde ich beim nächsten Mal auch wieder. Denn vermisst haben Olivia und ich unseren „Significant Other“ samt starker Arme natürlich sehr. Es ist einfach unglaublich schön, diese seltene und so wertvolle Zeit des Tapetenwechsels gemeinsam zu verbringen. Aber mein Freund und ich haben auf Grund unserer Jobs einfach nicht die Möglichkeit, jeden Tag und jede Woche unserer freien Zeit gemeinsam zu verbringen. Daheimbleiben war aber noch nie eine Alternative für uns. Und es ist schön zu wissen, dass das auch gar nicht sein muss.
1000 Dank und ein riesiges Kompliment an das Dreamteam Katja und Atlas, die uns diese wundervolle Erfahrung in paradiesischer Umgebung ermöglicht haben – und uns zwei Wochen lang zeigten, dass es immer ein paar Optionen mehr gibt, als man denkt.
Stefanie Koch ist selbstständige Organisationspsychologin – und ein echter Veränderungs-Junkie. Was die 36-Jährige Führungskräften in neuen Situationen rät, probiert sie dann auch gerne selbst mal aus. Nicht immer stehen die Malediven als Umfeld zur Verfügung, dafür oft genug die aufregende Wahlheimat Berlin.