Spielplätze, Wald und Sportanlagen – diese Dinge waren noch nie so mein Fall. Klar gehe ich mit meinen Kindern raus, aber lieber überlasse ich diese Aufgabe meinem Mann. Ich übernehme dann lieber, wenn die Kleinen wieder zu Hause sind. Meiner Meinung nach ist eines der wundervollsten Dinge am Muttersein, dass man die ganzen Kinderbuchklassiker noch einmal lesen kann, die man vor Jahrzehnten selbst vorgelesen bekam. Und diese Klassiker sind für mich auch ein Grund mich auf den Schnee zu freuen und darauf kuschelige Sonntage im Bett mit einem guten Buch zu verbringen.
1. Astrid Lindgren: Pippi Langstrumpf
Wer kennt sie nicht? Den wilden Rotschopf mit lauter Flausen im Kopf, der mit ewiger Kindheit gesegnet ist? Pippilotta Vikualia Rollgardina Pfeffeminz Efraimstochter Langstrumpf ist ein wahrgewordener Kindertraum und wohl deshalb aus keinem Kinderzimmer wegzudenken. Sie hat ein eigenes Haus, ein Äffchen und ein Pferd und jede Menge abenteuerlichen Spaß.
2. Charles Dickens: Oliver Twist
Charles Dickens ist der Spezialist für dramatische Armutsgeschichten voller Moral und Elend im England des 19. Jahrhunderts. Ich weiß nicht mehr, wie viele Tage ich wegen David Copperfield geweint habe. Oliver Twist ist ein Waisenjunge mit dem es das Schicksal ebenfalls nicht gut meint. Er geht durch das Elend von Kinderarbeit und Diebesbanden. Doch sein edles Gemüt, helfende Menschen und spannende Verstrickungen offenbaren seine eigentliche Herkunft und führen zu einem neuen zu Hause.
3. Erich Kästner: Pünktchen und Anton
Pünktchen und Anton erzählt die Freundschaft eines ungleichen Paares. Pünktchen ist die reiche Tochter aus gutem Hause, während der arme Anton seine kranke Mutter pflegen muss. Anton kann sogar kochen. Die beiden werden dicke Freunde. Als Anton schließlich noch einen Einbruch in Pünktchens Elternhaus verhindert gewinnt er auch die Gunst des Hausherrn.
4. Ottfried Preußler: Der kleine Wassermann
Ottfried Preußer schrieb mit dem kleinen Wassermann eine Geschichte, die er so ähnlich aus seinen eigenen Kindertagen kannte. Er selbst erzählte sie seinen Kindern so oft, dass er irgendwann beschloss sie aufzuschreiben. Und so können nun seit einigen Generationen alle Eltern ihren Kindern von den Abenteuern im Weiher berichten, die das Wassermann-Kind erlebt. Er zieht mit seinen Freunden umher und lernt das Leben kennen. In der Zwischenzeit sind sogar Fortsetzungen erschienen.
5. Astrid Lindgren: Mio mein Mio
Gibt es jemanden, den es wundert, dass Astrid Lindgren in dieser Liste zweimal auftaucht? Mio mein Mio war mir immer etwas zu phantastisch und märchenhaft mit seinen goldbemähnten Pferden im Land der Ferne. Aber als ich das Buch unserem ältesten Kind vorlas, kam dieses aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Mio und sein Pferd Miramis und ihr Kampf gegen den bösen Ritter Kato sind seither immer wieder Thema bei uns.
6. Hans-Christian Andersen: Märchen
Hans-Christian Andersen verfasste insgesamt 156 Märchen. Die bekanntesten davon finden sich in dieser wunderbar gestalteten Ausgabe von TASCHEN. Darunter ist ‚Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen’, ‚Der standhafte Zinnsoldat’ und natürlich ‚Die kleine Seejungfer’, auf der Arielle von Disney basiert. Ein bezauberndes Buch, wenn man sich mal den Nachmittag auf einem Bettenlager vertreiben will. Unter der Voraussetzung, dass keine Erbse darunter liegt.
8. Stevenson: Die Schatzinsel
Die Schatzinsel ist ein richtiger Abenteuerroman. Auf der Suche nach einem Piratenschatz, der natürlich auf einer richtigen Schatzkarte verzeichnet ist, wird der Gastwirtssohn Jim zum Schiffsjungen. Er gerät zwischen die Welten von Gentlemen und meuternden Piraten, zwischen Gut und Böse. Es wird gekämpft, es werden Allianzen geschmiedet und gebrochen. Ein raues Seemannsbuch für kleine Abenteurer.
9. Daniel Dafoe: Robinson Crusoe
Daniel Dafoes Werk war eine Inspirationsquelle für die Schatzinsel und daher gibt es einige abenteuerliche Noten, die sich ähneln. Allerdings fährt Robinson Crusoe nicht nach einer Schatzsuche wieder nach Hause. Nachdem Crusoe in der Karibik Schiffsbruch erlitten hat, sitzt er dort 28 Jahre lang fest, muss sich selbst Getreide anbauen und sich mit Kannibalen anlegen. Vor und nach dieser Inselzeit durchlebt er weitere Abenteuer in einigen Ländern der Erde. Ein volles und turbulentes Leben.
9. Lewis Caroll: Alice im Wunderland
Alice im Wunderland ist wahrscheinlich eine der phantastischsten Kindergeschichten überhaupt und zählt zum literarischen Genre des Nonsens. Zahlreiche Verfilmungen und Adaptionen gibt es und immer wieder ist es eine Reise in das Unglaubliche. Alice wechselt mehrfach ihre Größe, trifft auf Mischwesen und besucht absonderliche Teepartys. Das Buch ist ein Traumlandbesuch, vor allem in dieser wunderbar illustrierten Ausgabe von Knesebeck.
10. Peter Härtling: OMA
Als Kalle seine Eltern verliert muss er zu Oma umziehen und die ist alt und schrullig. Oma macht es Kalle nicht immer leicht und blamiert ihn auch mal. Wer eine Oma hat, kann das vielleicht nachvollziehen: da prallen manchmal Welten aufeinander. Da muss man eine besondere Art von Rücksicht nehmen. Aber Kalle und Oma schaffen das. Sie wachsen zusammen.
11. Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz
Der kleine Prinz war in meiner Kindheit allgegenwärtig und ist es auch heute noch. Theaterstücke, Zitate, Sonderausgaben. Der kleine philosophierende Prinz, der auf seiner Reise die richtigen Fragen stellt und Es gibt die Geschichte auch in einer wundervollen Po-Up-Buch-Ausgabe die so träumerisch und außergewöhnlich daherkommt, wie die Geschichte selbst.
12. Alexander Wolkow: Der Zauberer der Smaragdenstadt
Diese Geschichte eines russischen Autors basiert eigentlich auf ‚Der Zauberer von Oz’, einem Kinderbuch des Amerikaners Lyman Frank Baum. Bei seiner Übersetzungsarbeit begann Wolkow das Buch nach und nach zu verändern und neu zu entwickeln. Daraus entstand eine ganze Zauberland-Reihe, die vor allem in den Ostblock-Staaten und der DDR ungemein beliebt war. Der Zauberer heißt hier Goodwin und ist nur eines der Probleme denen die kleine Elli um Zauberland begegnet und die sie lösen muss, bevor sie wieder nach Hause kommt.
13. Frances Hodgson Burnett: Der kleine Lord
Der Weihnachtsfilm-Klassiker, den jeder bestimmt schon einmal gesehen hat, basiert auf diesem Buch, in dem der kleine Junge Cedric das Herz seines Großvaters, einem alten Grafen, erobert. Der kleine Amerikaner, der aus Verhältnissen stammt in denen die Monarchie abgelehnt wird, soll in England zum Lord erzogen werden doch eigentlich erzieht das Kind den alten Mann zu einem besseren Menschen.
14. Selma Lagerlöf: Nils Holgersson
Nils Holgersson ist nicht gerade ein anständiges Kind und so kommt es auch, dass er eines Tages in ein Wichtelmännchen verwandelt wird. Das führt dazu, dass er die Gänse nicht mehr aufhalten kann, weil er zu klein ist. Als er es dennoch versucht hebt er – schwupps – mit ihnen ab. Und los geht die weite Reise durch Schweden. Dieses Buch gibt es in einer Leselern-Ausgabe für Schulkinder der 2. Klasse, nacherzählt von Maria Seidemann. Falls die Eltern mal keine Zeit zum Vorlesen haben.
15. Mark Twain: Die Abenteuer von Tom Sawyer & Huckleberry Finn
Tom Sawyer und Huckleberry Finn sind beste Freunde. Lausbuben, die die Schule schwänzen, sich herumtreiben und prügeln. Mal beschließen sie Piraten zu werden, mal testen sie wilde Zauber oder planen eine Zukunft als Erpresserbande. Das geht gut, bis der Vater von Huck auftaucht und ihn auf einer einsamen Insel festhält. Doch es gelingt ihm die Flucht wobei er auf den geflüchteten Sklaven Jim trifft mit dem er gemeinsam den Mississippi entlang reist um Jims Verfolgern zu entgehen und das Glück zu suchen.
16. Herman Melville: Moby Dick
Dieses Buch las mir mein Vater vor, als ich krank im Bett lag und fieberte. Dabei vermischten sich meine Träume und die Handlung und die Angst vor dem weißen Pottwal, den Kapitän Ahab jagt. Ein sprachgewaltiges Buch, das es in unzähligen kindgerechten Varianten gibt. Eine besonders schön illustrierte Ausgabe ist diese hier.
17. Michael Ende: MOMO
Momo war mein Lieblingshörspiel als Kind. Besonders gern mochte ich Beppo den Straßenfeger, von dem ich mir folgende Weisheit merkte: Man soll nicht ans Ende der Straße gucken und sehen wie unendlich viel Arbeit vor einem liegt, die aussieht, als ließe sie sich nicht bewältigen. Man sollte immer nur den nächsten Arbeitsschritt im Blick haben. Deshalb fegt Beppo auch immer nur eine halbe Platte nach der anderen. Beppo ist einer der besten Freunde von Momo, die die Welt vor den grauen Herren, den Zeitdieben rettet. Manchmal wünsche ich mir heute auch eine Momo für Berlin.
18. Hans Fallada: Damals bei uns daheim
Es gibt da diese eine Weihnachtsanekdote, in diesem autobiographischen Buch. Die Kinder naschen hierin alle Zuckergusstropfen, weil sie denken, wenn nur alle weg wären, würde es weniger auffallen, als wenn es nur ein paar fehlten. Zur Strafe werden sie nicht angebrüllt oder bekommen Hausarrest. Es wird ihnen einfach nur tagelang Baumkuchen serviert. Morgens, mittags, abends. Das beeindruckte mich immer sehr. Überhaupt las ich das Buch bestimmt schon drei mal und war immer wieder gerührt von der unterhaltsamen Darstellung der Familie, der Kinderstreiche und der Eigenarten der Familienmitglieder. (Die abgebildete rororo-Orginalausgabe ist heute ein begehrtes Sammlerstück, aber glücklicherweise hat der Aufbau-Verlag Fallada neu aufgelegt.)
19. Die Gebrüder Grimm: Märchen
Als Kind war mir gar nicht klar, wie düster die Geschichten der Brüder Grimm doch sind. Schneewittchen zum Beispiel, bei dem es ständig um Tod und Verfolgung geht. Das gleiche gilt für all die anderen Klassiker, wie ‚Rotkäppchen’, ‚Brüderchen und Schwesterchen’ oder ‚Der Wolf und die sieben Geißlein’. Es werden Zehen abgehackt und Menschen verwandelt, Kinder ausgesetzt und Frauen in glühende Schuhe gestellt. Jedes einzelne Märchen ist dennoch faszinierend. Auch diese Märchen sind in einer zauberhaft illustrierten Ausgabe im Taschen-Verlag erschienen.
20. James Matthew Barrie: Peter Pan
Dieser Junge wird ebenso wenig erwachsen wie Pippi Langstrumpf und es gibt sogar eine Insel, einen magischen Ort, an dem Kinder für immer Kinder bleiben können. Nimmerland. Hierhin nimmt Peter Pan seine neu gewonnenen Freunde mit und erlebt mit ihnen allerhand, bis sie Heimweh bekommen und nach Hause zurückkehren.
Wunderschöne Auswahl! Wobei ich als Kind nicht den Wassermann sondern die kleine Hexe gelesen habe. 🙂
Danke! Und ja… die kleine Hexe steht auch hier im Regal. Wirklich schwierig sich bei so einer Liste zu entscheiden! 🙂