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Was ist der “moderne Mann”?

Pling. Facebook. Saralisa schreibt. “Hey Daniel! Wir hatten gestern ein Glowbus-meeting und haben dabei beschlossen, dass wir gerne die Kategorie Männer aufnehmen wollen. Zum einen soll es da um den weiblichen Blick auf das männliche Geschlecht gehen. Zum anderen wollen wir gerne die Männer zu Wort kommen lassen. Wir würden uns sehr über eine regelmäßige Kolumne freuen, die zeigt: Der moderne Mann existiert! Was hältst Du davon?”

Pling zurück. “Hey Saralisa, freut mich sehr, dass Du an mich gedacht hast. Ich finde die Idee echt gut. Ich hab mich gestern schon wieder aufgeregt, als ich das Programm von der Kebekus auf RTL gesehen habe und die sich über vegane Männer, die türkise Jeans tragen lustig gemacht hat. Klar, war Humor, aber sie manifestiert ja so ein archaisches Männerbild auf das ich so gar keinen Bock habe.”

Zwei Tage später war ich der offizielle Hahn im Glowbus-Korb und Besitzer dieser Kolumne. Was ich Saralisa nicht gesagt hatte: Ich habe eine türkise Jeans und deshalb eine Rechnung mit der Kebekus offen. Da kam mir eine Kolumne gerade Recht. Und: Ich habe keine Ahnung, was der “moderne Mann” sein soll.

Will hoch hinaus und sei es nur auf dem Klettergerüst: Daniel Bröckerhoff. Unser neuer Kolumnist.

Will hoch hinaus und sei es nur auf dem Klettergerüst: Daniel Bröckerhoff. Unser neuer Kolumnist.

 Moderner Mann. Bin ich das etwa? Keine Ahnung.

Was ich weiß: Ich bin 36, geschiedener Vater einer 6jährigen Tochter und seit knapp zwei Jahren neu liiert. Meine neue Freundin halte ich für gleichberechtigt, auch wenn sie öfter kocht als ich (also fast immer) und die Wäsche macht. Dafür räume ich hinter ihr her und habe den Staubsauger-Fetisch, der ihr fehlt.

Ich trage türkise Jeans, hab das mit dem Veganismus ausprobiert und wieder sein gelassen als ich mir eine stressbedingte Lebensmittelunverträglichkeit zulegte. Die meisten veganen Mahlzeiten führen seitdem nämlich zu einer fiesen Party im Verdauungstrakt und die will ich keinem zumuten. Auch nicht mir. Aber wenn ich könnte, würde ich aus vielen Gründen eher auf Fleisch verzichten.

Ich versuche, mein Kind so oft wie möglich zu sehen und ihr trotz Scheidung etwas Alltag mit ihrem Vater zu ermöglichen. Dafür muss ich manchmal sehr früh aufstehen und sehr viel fahren. Aber so ist das eben, denke ich mir. Ein 14-Tage-Wochenende-Papa will ich nicht sein.

Lawn Maintenance Man

Kommt männlich: Rasenmähermann im Putin-Look. (Quelle: Tony Alter/Flickr, CC BY 2.0)

 Manchmal mache ich morgens Sport.

Dann schwitze ich bei Situps und Liegestütz und denke an die Kerle aus der Werbung, die Titten haben wie früher Pamela Anderson und auf ihren Bäuchen Wäsche waschen können. Wirklich sportlich war ich aber nie. Das Wettbewerbsdenken der meisten Sportarten fand ich schon als Kind ätzend. Nach wenigen Wochen Feldhockey und einem Versuch im Tischtennis-Verein ging ich in eine Kanu-Gruppe und war seitdem glücklich damit, ohne Anfeuerungsrufe die Ruhr runter zu paddeln.

Beim Fußball war ich deshalb auch nur für eine kurze Zeit.

Damals versuchte ich, die Faszination “Sportereignis in der Masse” zu verstehen und belegte dafür ein Forschungsseminar über die Fankultur des FC St. Pauli. Nach 1,5 Jahren war ich das Buch dazu fertig. Aber ich auch mit dem Sport. Warum man seinen Samstag mit Saufen und Gröhlen verbringt habe ich immer noch nicht verstanden. Also intellektuell schon. Aber nicht im Herzen drinne.

Cuban Man #365 pic of the day #dailyshoot

Kommt gut an: Anzugmann. (Quelle:Les Haines/Flickr, CC BY 2.0)

Ich habe als Kind “Wer sagt, dass Mädchen dümmer sind?” vom Grips-Theater gehört, in meinem sehr linken Kindergarten mit Puppen gespielt und Pippi Langstrumpf gelesen. Die meisten Mädchen in meiner Kindergarten-Gruppe waren mutiger als ich und vor Astrid hatte ich sogar ein bißchen Angst. Der Gedanke, dass Männer und Frauen nicht gleich sein könnten, wäre mir freiwillig wahrscheinlich nie gekommen.

Das Ganze liegt vielleicht auch an meiner emanizipierten Mutter, die mir früh beibrachte, dass es okay ist, über Gefühle zu reden. Irgendwann stellte ich fest, dass das nur die wenigsten Mütter ihren Söhnen erzählt hatten und viele meiner Geschlechtsgenossen lieber schweigen, als zu reden. Erst in meinen Zwanzigern fand ich männliche Freunde, die das anders hielten.

Macht mich irgendwas davon zum “modernen Mann”?

Ich kann das selber nicht sagen. Aber ich möchte in dieser Kolumne gern erforschen, was der moderne Mann sein könnte. Was von ihm erwartet wird. Wie realistisch diese Erwartungen sind. Und was das eigentlich heißt: Mann sein, im 21. Jahrhundert in Westeuropa.

Was meint denn ihr?

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