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‘Pick Up Artists’: Ist das noch Kunst oder schon Vergewaltigung?

Nachdem letzte Woche eine Petition gegen Julien Blanc und die Organisation „Real Social Dynamics“ das Internet und somit sämtliche Facebook Feeds überrannte, kam mein Mann auf mich zu und fragte, was denn ein „Pick Up Artist“ sei. Die Südstaatlerin in mir wollte seine Stirn küssen und ob dieser sympathischen Unwissenheit „Bless your heart“ seufzen. Stattdessen sagte ich:

„Sogenannte ‚Pick Up Artists’ sind das Unterste der sozialen Hierarche von dem Dreck der sich unter den Fingernägeln von widerlichem Abschaum sammelt. Sie sind so lächerlich und widerwärtig zugleich, dass ich lieber einen Abend mit Robin Thicke und R.Kelly verbringen würde, als jemals in die Nähe von einem ‚Pick Up Arschloch’ zu kommen. Hauptsächlich, um über Umwege endlich an die Nummer von Beyoncé zu kommen, aber das tut hier jetzt nichts zur Sache. Aber um die Frage zu beantworten. Zunächst einmal sehen sich diese Individuen tatsächlich als Künstler, Darsteller einer Kunstform, mit der sie ‚Schönes’ vollbringen. Was das wäre? Sie nutzen Betrug, List, Täuschung und mitunter Alkohol, Drogen und körperliche Gewalt um Frauen, die diese ‚Männer’ sonst nicht einmal mit der Pinzette berühren würden, davon zu überzeugen, mit ihnen nach Hause zu gehen. Und weißt du worum es letzten Endes wieder geht? Genau! Rape Culture! Es geht darum, dass Frauen, wie immer, aus mir unerklärlichen Gründen, eine Art von ‚Bringschuld’ gegenüber Männern haben. Zu lächeln, freundlich zu sein, nett auszusehen, sich sexuell für sie bereitzustellen, wenn sie das denn wünschen. Es ist das Catcalling Video, die Tweets von Ceelo Green, und der Mord an einer jungen Frau in Detroit, die sich weigerte, einem Kerl ihre Nummer zu geben. Es sind die Isla Vista Morde des 22-jährigen Elliot Rodger, der sich an den Frauen rächen wollte, die sich ihm sexuell verwehrten.

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Es ist diese Überzeugung, dass Männer, wenn sie denn nur nett genug zu Frauen wären, in einer Bar, oder in einem Club (oder egal wo), etwas dafür bekommen müssten. Eine Belohnung. Und was passiert, wenn Frauen eigenständig entscheiden, dass sie nach einem kurzen Gespräch mit einem dieser Männer, doch nicht interessiert sind, auch wenn er ihnen gerade ein Getränk ausgegeben hat? Oder schon auf den ersten Blick wissen, dass sie einfach kein Interesse haben? Dann werden diese Männer oftmals, ihrer Meinung berechtigterweise, aggressiv. Dann wird man eine arrogante Fotze, Schlampe oder Hure genannt. Weil man sich nicht zur Verfügung gestellt hat, obwohl der Kerl doch fünf Minuten lang nett war. Deshalb sagt man lieber man hat einen Freund, oder trägt einen falschen Ehering, denn ein Mann wird den Besitz eines anderen Mannes mehr respektieren als das Desinteresse einer alleinstehenden Frau.

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Diesen armen, verwirrten, desillusionierten Männern will Julien Blanc, oder einer seiner Kollegen von Real Social Dynamics ‚helfen’. Ja, es gibt ähnliche Seminare schon lange, und es gibt auch dämliche Filme wie ‚Hitch – Der Date Doktor’, die versuchen, das süß darzustellen. Es spricht auch nichts dagegen, wenn Männern geraten wird, sich doch mal ein wenig um ihr Selbstbewusstsein zu kümmern, oder kleine Tipps zu geben, wie zum Beispiel ihr auch mal zuzuhören, nicht über die Mama zu sprechen und höflich zu bleiben. Nein, das Problem an den RSD Seminaren ist, dass sie jede Art von Überzeugungskraft propagieren, um Frauen abzuschleppen. Dass sie Männern einreden, dass es scheißegal ist, wie sie aussehen, oder wie sie sich verhalten, jede Frau ist abschleppbar, und vor allen Dingen fickbar. Oft geht es dabei darum, dass sie sich klein fühlen sollte, dass sie verunsichert werden sollte und man ihre Makel, oder eventuellen Ängste, nutzen muss, um sie rumzukriegen. Was hat das denn noch mit Kunst zu tun? Frauen sind nicht dafür da, um ‚aufgehoben’  oder ‘abgeholt’ zu werden. Wann hat denn diese ganze Diskussion endlich mal ein Ende? Frauen gehen nicht in Bars um auf Männer zu warten. Ich kann nicht glauben, dass ich das sagen muss, aber Frauen haben einfach ein Mitspracherecht, mit wem sie an welchem Abend nach Hause gehen wollen! Sie müssen nicht davon überzeugt werden! Und wenn eine Frau das nicht möchte, dann, Überraschung, ist das in Ordnung, weil sie nämlich keinem Mann dieser Welt Sex schuldet, nur weil er das gerade will! Das, per Definition, ist Vergewaltigung.“

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Zum Weiterlesen über Julien Blanc und die angehende Diskussion sind auch zu empfehlen:

https://editionf.com/ekelhaften-predigten-julien-blanc

http://www.taz.de/Dating-Tipps-von-Pick-Up-Artists/!149323/

http://www.economist.com/blogs/democracyinamerica/2014/11/catcalls-and-street-harassment

Oder unter diesen Hashtags auf Twitter: #takedownrsd #takedownjulienblanc

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