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Mit Apps in die Zweisamkeit – Teil 2

Jetzt kommt sie wieder, die dunkle, graue, ungemütlich Jahreszeit, in der man sich am liebsten mit einer heißen Schokolade, einer Kuscheldecke und einer Schulter zum Anlehnen aufs Sofa wünscht. Ja, total Klischee, aber das Wetter ist Schuld – und Tinder soll zur Hilfe eilen! Vier Monate sind seit dem ersten Post zu Datingapps vergangen und was hat sich seither getan? Einiges und Nichts! Happn, der anderen Dating-App, habe ich den Rücken gekehrt, was aber eher daran liegt, dass die App nur noch mangelhaft lief, dauernd hängen blieb, Profile doppelt und dreifach angezeigt wurden… die Mängelliste ist lang.

Natürlich bin ich wieder über interessante Profile gestolpert: Ein Profil, auf dem sich der Mann nur Hals abwärts zeigte mit einer schonungslosen offenen Botschaft. “Ich bin nur hier für den Sex”. Man mag sich jetzt denken, “äh klar, worauf zielt Tinder denn sonst ab?!” aber Dates meiner Freundinnen und mir haben durchaus dafür gesprochen, dass man auch Menschen dort kennenlernen kann, die Interesse an mehr als nur Sex haben.

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Aber zurück zum Gesichtslosen: Meine Neugierde gewinnt und ich klicke das Herzchen. Zack, ein Match. Wir schreiben uns gut drei Wochen. Er schreibt “honesty is the best poetry” aber traut sich nicht, sein Gesicht zu zeigen – er hat Angst davor, mit seinem Tinder-Ziel im realen Leben in Verbindung gebracht zu werden. Wie ehrlich ist er also wirklich? Wie sich später herausstellte: gar nicht. Wir treffen uns an einem unverfänglichen Ort, weil wir uns über den Chat gut verstanden, mein Bauchgefühl aber Alarm schlägt. Es gibt ja genügend Psychos da draußen und ein paar von denen benutzen bestimmt auch Tinder. Er stellt sich mit einem anderen Namen vor, als er auf Tinder heißt. Lüge Nummer 1. Er gesteht auch, dass die Bilder in seinem Profil nur aus dem Internet gesammelt sind. Lüge Nummer 2. Das hatte ich Adlerauge natürlich schon bemerkt… Obwohl wir uns sehr angeregt über Musik unterhalten, er viel von seinem Beruf erzählt und wir uns allgemein gut verstehen, ist das Date trotzdem recht schnell beendet. Für jemanden, der sich Ehrlichkeit und schonungslose Offenheit auf die Tinder-Fahne geschrieben hat, gibt es hier zu viele Lügen, Lügen, Lügen. Schade, dass es nicht wie bei Pinocchio ein eindeutiges Erkennungszeichen für Lügen oder geschönte Wahrheiten gibt.

Dann gab es noch den Berlin-Touristen, für den Pizza-Dach einem kulinarischem Orgasmus gleichkommt. Ich lasse das unkommentiert, ebenso wie seine Frage, wie gut das Klo von Pizza-Dach für einen Quickie geeignet sei und wie schnell ich vorbeikommen könnte. Ich kämpfe noch immer mit dem Würgereiz, zum Glück konnte ich die Verbindung sehr schnell kappen und mich in Embryonalhaltung auf die Couch zurückziehen. Ich bin unfassbar froh, dass es hier nur bei einem kurzen Chataustausch blieb.

Interessant war auch das Date mit einem Mitt-Dreißiger, der es auch nicht so sehr mit der Ehrlichkeit hatte. Obwohl sein Name immerhin stimmte, entsprach das Profilbild eher seinem 15 Jahre jüngeren Ich. Ja, es war ganz nett, aber wenn das Date mit einer Verwirrung und gewissen Enttäuschung beginnt, gestaltet sich das restliche Date auch eher angespannt. Sicher, jeder möchte gern im besten Licht erscheinen, aber ein Bezug zur Realität und vor allem zur Gegenwart würde schon helfen. Auch wenn ich mir sicher war, dass ich ihn nicht nochmal sehen werde, hatte das Schicksal doch noch ein paar Asse im Ärmel: Freitag Abend, ich war wieder auf ein Date verabredet in einem meiner Lieblingsrestaurants. Markenzeichen des Restaurants ist es, dass die kleinen Tische sehr eng beieinander stehen, die Wände schwarz sind und das Essen phänomenal ist. Aber zurück zu den eng stehenden Tischen: Man sitzt im Prinzip keinen halben Meter von seinen Sitznachbarn entfernt. Ich nehme Platz und zwänge mich auf die Couch und führe Smalltalk mit meinem Date. Mein Blick wandert zum Nachbartisch und wer sitzt da keine Armlänge von mir entfernt? Der Mitt-Dreißiger von wenigen Wochen zuvor, ebenfalls auf einem Date. Wumms, der Schrecken sitzt! Wir gucken beide krampfhaft weg, obwohl wir beide wissen, dass wir uns gegenseitig gesehen haben. Interessanterweise erzählt er exakt das Gleich wie beim Date mit mir. Hat er vielleicht ein Date-Skript? Ich werde es wohl nie erfahren, am nächsten Morgen kappte ich erst einmal die Verknüpfung auf Tinder.

Die Suche (zumindest nach skurrilen Stories) geht weiter und ich hoffe auch am Ende erfolgreicher zu sein als Tinderella.

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