Dieses Jahr möchte ich mir einen großen Traum erfüllen, den Traum vom Tauchen. Was mich von diesem Traum trennt ist ein Tauchschein. Zusammen mit meiner Freundin gehen wir Anfang des Jahres das Projekt an, sie, um ihre Angst vor tiefem Wasser zu bewältigen, ich, weil ich immer schon mal das Gefühl der Schwerelosigkeit unter Wasser erleben wollte. Um ihre Angst bzw. Angstbewältigung soll es heute nicht gehen, sondern um meine. Eine Ur-Angst.
Es beginnt mit der ärztlichen Untersuchung zur Feststellung der Tauchtauglichkeit. Ein paar Reflextests, mit geschlossenen Augen die Nasenspitze mit dem Zeigefinger berühren, ein kurzer Ohrencheck, ein Lungenfunktionstest, Blutabnahme und noch ein Kurzeit-EKG. Alles Routine. Machen ja zig Leute im Urlaub, mal eben einen Tauchschein. Zurück im Wartezimmer warte ich auf den Arzt zur Besprechung des weiteren Vorgehens. Stattdessen werde ich noch einmal ins Labor gerufen. Noch einmal werden mir alle Kabel für das EKG angelegt. Ich bin etwas verwundert, aber auch gelassen. Der Arzt kommt dazu und erklärt mir, dass er ein paar Unregelmäßigkeiten gesehen hat und deswegen noch ein wenig länger das EKG aufzeichnen möchte. Mmmh, gefallen tut mir das nicht, aber mir schießt die sehr knappe Zeit bis zur Tauchprüfung durch den Kopf und ich hoffe, dass alles gut ist und ich die Tauchtauglichkeitsbescheinigung bekomme. Stattdessen bekomme ich aber eine Überweisung zum Kardiologen, mein Arzt ist sich nicht sicher und möchte eine Expertenmeinung. Nun wird es mir mulmig, wieder wegen der knappen verbleibenden Zeit, aber auch wegen der bohrenden Frage: Ist alles in Ordnung mit meinem Herzen?
Wieviel hat man schon angestellt, der festen Überzeugung “Wird schon gut gehen!”. Rauchen, obwohl man die Pille nimmt, sich schwer betrinken trotz einer Prüfung am nächsten Morgen, aus einem völlig intakten Flugzeug springen, mit einer schweren Erkältung bei der Krassfit-Challenge antreten, schnell noch bei Rot über die Ampel radeln – und dann bekommt man eine Überweisung zum Kardiologen und macht sich kirre. Erst nur ein wenig, dann immer mehr, man spielt es vor den Freunden runter und trotzdem rattert es im Kopf. Wird schon alles in Ordnung sein – aber was, wenn nicht? Was reg ich mich denn dauernd über Kleinkram auf – es geht um’s Prinzip! Manchmal kann ein Blatt Papier die gesamte Perspektive zurechtrücken. Ich rede jetzt nicht gleich von einer “Life-Changing-Experience”, aber von einem Reality-Check. Lohnt es sich wirklich, sich über die wieder mal zu späte Bahn aufzuregen? Irgendwie erscheinen mir diese Woche all die Dinge, die mich sonst auf die Palme bringen, sehr klein – mich beschäftigt meine Angst, an die ich dank des Kastens, der mir schmückend vor der Brust baumelt, die ganze Zeit erinnert werde. Ich denk aber auch an mein Glück und mein Leben! Ich möchte glücklich sein und alles, was ich mache, genießen und gerne machen. Das hat mir dieses Blatt Papier auch deutlich gemacht.
Deswegen lautet mein Leitsatz (nicht nur) diese Woche: Life is short, eat dessert first! Und genau das tue ich jetzt auch.
Ich wünsche Dir allerbeste Gesundheit Svenja!
P.S.: Danke das Du mit deinem Artikel und dem Wort Tauchtauglichkeitsbescheinigung die deutsche Sprache charakterisiert und mir gleichzeitig Lust auf einen Cupcake gegeben hast!
Vielen Dank! Zum Glück ist alles gut ausgegangen und ich kann ja auch was Positives für mich daraus mitnehmen.
Und: ein Hoch auf zusammengesetzte deutsche Substantive 😀