Ich bin eigentlich nicht so ein risikofreudiger Mensch. Gefahren lauern ja bekanntlich überall. Aber so ganz ohne Nervenkitzel geht es auch nicht. Deswegen gibt’s jetzt eine neue Rubrik, die nennen wir mutig “Das Experiment”. Darin probieren wir monatlich etwas aus, was eigentlich bisher so gar nicht unser Ding war.
Ich mache diese Woche den Anfang und taste mich erstmal in einen eher weniger gefährlichen Bereich vor. Bis auf ein paar Schnittwunden werde ich diese Aktion wohl überleben: Ich belege einen Löffelschnitzkurs bei mir in Brooklyn. In New York gibt es ja alles, zu jeder Uhrzeit, da war ein Spoon Carving Workshop schnell gefunden. Für satte $130 plus $70 Materialkosten ist das abenfüllende Programm zu haben.
Das wird wohl der teuerste Löffel in meinem Schrank – aber hoffentlich auch der schönste. Klar, es geht ja um mehr als das bisschen Holz. Ich werde bereichert um eine Erfahrung und das Wissen, wie doll der Daumen weh tut, wenn man drei Stunden schnitzt.
Geleitet wird der Kurs von Melanie Abrantes. Wir sind 14 Teilnehmer, darunter nur zwei Männer. Das ist eigentlich oft mein Eindruck, dass Kurse eher von Frauen belegt werden. Männer wollen sich wohl lieber alles selbst beibringen.
Also los geht’s: Angefangen wird mit einem Rohling, der schon von der Kursleiterin grob in die richtige Form gesägt wurde. Dann schnitzt man im runden Bereich in die Tiefe, sodass eine Schale entsteht. Nicht zu tief, sonst kommt man unten wieder raus, dann läuft die Suppe später durch.
Dann schnitzt man mit einem scharfen Messer unterhalb der Schale alles in eine runde Form. Das ist auf Dauer relativ schmerzhaft, weil man immer die gleiche Bewegung macht. Nach einer Zeit merkt man, dass man schon sitzt wie ein alter Mann mit krummem Rücken und angestrengtem Blick. Dann heißt es durchatmen, alles lockern und weiter schnitzen. Stundenlang. Zwischendurch beim Nachbarn gucken, wie der so schnitzt und ob bei dem nicht alles viel schöner aussieht. Nein, tut’s nicht.
Am Ende sehen unsere Löffel alle ziemlich ähnlich aus. Nur einen Überflieger hatten wir, der war als erster fertig und hatte mit Abstand den schönsten Löffel von allen (zweite Reihe, 4. Löffel von links). Na gut, meine Mami würde meinen Löffel am schönsten finden.
