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10 Lieblingsorte in Istanbul

Für die Fernsehproduktion Mordkommission Istanbul durfte ich einige Wochen in der Türkei verbringen. Und neben dem schönen Sprachen-Mischmasch am Set und dem wunderbaren Essen und meinen Tagen am Schwarzen Meer, blieb mir außerdem Zeit das aufregende Istanbul zu erkunden.

So schön das war, so wurde bei diesem Besuch leider auch deutlich, wie sehr sich die Türkei seit meiner letzten Reise vor fünf Jahren verändert hat. Krieg, die Demonstrationen von Gezi, der machthungrige Präsident Erdoğan. All diese Dinge veränderten die Stimmung und schlagen auf das Gemüt der jungen, gebildeten Schicht. Es lässt sie Angst haben, sich unfrei fühlen und zweifeln, ob die Türkei noch der richtige Ort zum Leben ist. Manche meiner Kollegen sagten: Die Stadt verändert sich. Wir haben den Eindruck ,sie’ wollen uns loswerden. Auf der anderen Seite traf ich auch viele, die ihre Freiheiten verteidigen wollen und mutige Schritte nach vorne gehen, obwohl sie die Gefahren kennen.

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Vielleicht sind genau diese Leute ein Grund, die Stadt zu besuchen, anstatt sich abzuwenden. So können wir zeigen, dass wir ihr Istanbul schätzen und an ihre Kraft glauben. Eine Demokratie ist ein fragiles Gut, genauso wie Meinungsfreiheit, Toleranz und Gleichberechtigung. In Istanbul scheint vieles davon ins Wanken geraten zu sein, das sollte uns aber nicht davon abhalten hinzusehen.

Ich hatte jedenfalls eine wunderbare Zeit und bin dankbar für all die Einblicke die ich bekam. Von all den wunderbaren Tipps, die man mir gab, und den spontanen Entdeckungen, die ich testete, sind hier nun die schönsten vereint und ermutigen Euch hoffentlich zu einer Reise.

1. Hamam 

Ein Türkei-Besuch kommt nicht ohne eine gründliche Reinigung aus. Aber Vorsicht: war man einmal dort, so will man sofort wieder hin, denn ein Hamam ist ein Segen für alle Sinne. Im Vergleich zu einem bei uns üblichen Dampfbad wird man hier nämlich nach Strich und Faden verwöhnt, geschrubbt und gewaschen bis man sich porentief rein und erholt fühlt. Das Kılıç Ali Paşa Hamamı ist frisch saniert, verfügt über einen herausragenden Service und erinnert in vielerlei Hinsicht an ein modernes Spa. Das Gute für Touristen: man muss sich keinerlei Gedanken machen und wird rundum versorgt. Es ist jedoch wichtig vorher online  zu reservieren.

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Sollte es hier keinen Termin geben findet sich bei atdaa eine tolle Liste mit den besten Hamams der Stadt. Das Galatasaray Hamamı kann ich ebenfalls empfehlen. Hier geht es allerdings etwas rustikaler zu.

Kılıç Ali Paşa Hamamı
Kemankeş Karamustafa Paşa Mh.
Hamam Sk. No:1
34425 Istanbul (Tophane/Karaköy)

Frauen: 8:00 – 16:00 Uhr
Männer: 16:30 – 23:30 Uhr

2. Artwalk durch Yeldeğirmeni

Istanbul ist voller Kultur, reich an Moscheen, Palästen und Ausgrabungsstätten. Aber nach ein paar Tagen in Sultanahmet und Fener, auf der Suche nach den verborgenen Schätzen und Reichtümern, wollte ich gerne die junge Kunstszene entdecken. Das ist aber gar nicht so leicht. Die Stadt begeistert mich nicht, wenn es um Museen für moderne und zeitgenössische Kunst geht. So war ich vom Istanbul Modern schon mehrfach enttäuscht. Allerdings ist die zeitgenössische Kunstszene sehr aktiv, vielfältig und weit verstreut. Man muss sie nur suchen und finden. Am Besten kann man sich dabei von Artwalk Istanbul unterstützen lassen. Sie bieten verschiedene Touren an. Am besten bucht man allerdings direkt bei Saliha Yavuz eine Führung durch Yeldeğirmeni. Bei mehreren Leuten kostet das 100 Lira pro Person (ca. 33 €). Alleine zahlt man 100 Euro. Zusätzlich zum Besuch mehrerer Künstler-Ateliers, Galerien und Art-Cafés bekommt man auch noch wunderbare Gespräche über Kultur, Geschichte und Politik geliefert. Saliha war mit Sicherheit einer der sprühendsten, zuversichtlichsten und mutigsten Menschen, die ich in Istanbul treffen durfte. Sie sieht die Fortsetzung der Gezi-Proteste in ihrer Arbeit und schreitet mutig voran. Den Artwalk sollte man in den ersten Tagen des Aufenthalts machen, da man währenddessen so viele spannende Ausstellungen und Vernissagen empfohlen bekommt, dass man Zeit haben sollte, diese noch zu besuchen.

Istanbul-artwalk

3. Cuma

Das türkische Essen ist fantastisch und ich liebe die einfachen Ladengeschäfte die einen mit Çiğ Köfte, Börek und Kumpir versorgen, und diese gemüsereichen Köstlichkeiten auch noch als Fast-Food bezeichnet werden, genauso, wie die Restaurants mit ihren wunderbaren Suppen, dem fein gewürzten Fleisch und leckeren Gemüsekombinationen. Manchmal freut man sich dennoch über einen kleinen Ausflug in die gewohnte Küche und dafür ist das Cuma der perfekte Ort. Hier trifft handgeknetetes Sauerteigbrot auf Avocado und türkischen Ziegenkäse und obwohl man hier auch ein Steak bekommt, ist es ein guter Laden für Vegetarier und Veganer mit einer großen Auswahl an Salaten, Suppen und täglich wechselnden Gerichten aller Art. Die kleine gartenähnliche Terrasse, in einer erstaunlich ruhigen Gasse Beyoğlus lädt ebenfalls zum Verweilen ein und bietet viele interessante Magazine zum Schmökern.

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Cuma
Çukur Cuma Cd. 53
34100 İstanbul (Beyoğlu)

Dienstag bis Samstag: 9:00 – 24:00 Uhr
Sonntag: 9:00 – 20:00 Uhr

4. Corinne Hotel

Dieses kleine, süße Boutiquehotel ist eine einzige Freude. Hübsche Zimmer, seidenweiche Kopfkissen, zuvorkommendes Personal. Einziger Nachteil: es ist nicht ganz leise hier. Das liegt jedoch darin begründet, dass das man von hier aus fußläufig fast alles erreichen kann, was man gesehen haben muss. Nebenan gibt es ein Hamam, etliche Kaffees, Restaurants und die große, überfüllte und weltbekannte Einkaufsstraße İstiklâl Caddesi, auf der immer was los ist. Bergab kommt man zum Galata-Turm und an die gleichnamige Brücke, die einen nach Sultanahmet führt, wo sich die meisten historischen Sehenswürdigkeiten befinden. Am Fuße des Hügels liegen ebenfalls die Fähren, die einen schnell in andere Stadtteile bringen Außerdem servieren sie ein wunderbares Frühstück im Corinne mit viel Obst, frisch gebackenen Waffeln und unterschiedlichsten türkischen Köstlichkeiten. Meine Empfehlung: ein Omelett mit Tomate, Käse und Peperoni bestellen.

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Corinne Hotel
Turnacıbaşı Caddesi Ayhan Işık Sokak No 41
34433 Istanbul (Beyoglu)

5. Auf einem Boot

Istanbul ist voll, unfassbar laut und in den seltensten Fällen kommt man problemlos voran. Der öffentliche Verkehr ist eine Zumutung und selbst zu Fuß zu gehen kann kompliziert anmuten, weil es zum Beispiel an Straßenübergängen mangelt. Am angenehmsten und schönsten ist es daher sich mal eine Auszeit auf einem Boot zu gönnen. Das bietet nicht nur Entspannung, sondern auch einen gradiosen Blick auf die Stadt und zügiges Vorankommen, ganz egal, ob man nun die Fähre benutzt um zwischen Europa und Asian zu pendeln, oder ob man einen Ausflug zu den Prinzeninseln oder gar in eine andere Stadt wie Bursa oder bis ans schwarze Meer wagt. Anlegestellen, Touren und Angebote gibt es genug. Am besten schlendert man einfach an eine der Anlegestellen und fährt los.

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6. Neolokal

Der Name ist hier Programm. Alles neu. Alles lokal. So bietet das Restaurant beispielsweise nur türkische Weine an. Die Zutaten stammen ebenfalls aus den verschiedensten Regionen der Türkei und sollen traditionelle Geschmacksrichtungen für die Zukunft erhalten. Bei diesem Versuch entstehen gigantische Geschmacksexplosionen in modernstem Gewand. Eine Bereicherung für Augen, Mund und die Neugier. Ich empfehle das Degustationsmenü, weil es einem einen großartigen Überblick gibt wozu das Restaurant im Stande ist. Mein Lieblingsgang war der Oktopus mit Lavendel, Baby-Kartoffeln und Zitronencreme, verfeinert mit Pinienkernen, Petersilie und Zitronenzesten. Das Neolokal ist zudem im Salt Istanbul angesiedelt, einem Zentrum für zeitgenössische Kunst. Am Besten reserviert man seinen Tisch schon um 19:00 Uhr und kommt dann etwas früher um noch eine Ausstellung zu erkunden oder in der öffentlichen Bibliothek zu recherchieren. Ich sage schonmal: Afiyet Olsun! (Guten Appetit!)

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Neolokal im SALT Galata
Bankalar Caddesi
Karaköy 34420 İstanbul

Alle Tage außer Montag:

Mittags 12:00-15:00   I   Abends 19:00-24:00

7. Der traditionsreichte Zuckerbäcker der Stadt

Warum ich in Istanbul so viel Essen empfehle? Weil das türkische Essen eine einzige, wunderbare Geschmacksexplosion ist. Wohin man sieht: spannende Gerichte, süße Naschereien und aufregende Gewürzkombinationen. Etwas ganz besonderes ist dabei Lokum, bei uns auch als Turkish Delight bekannt. Es handelt sich dabei um eine Art getrockneter Sirup, der mit Rosenblütenwasser, Granatapfelsaft oder Orangenblütenwasser verfeinert wird. In gewisser Hinsicht ist Lokum der Vorläufer unserer Gummibärchen. Aber, viel besser! Häufig enthalten die süßen Würfel zudem Pistazien, Mandeln oder andere Nüsse. Meine Lieblingskombination ist Granatapgel-Pistazie. Kaufen kann man die Köstlichkeiten überall aber der traditionsreichste Laden ist Hacı Bekir, den es bereits seit 1777 in Istanbul gibt. Die Geschichte des Familienunternehmens kann man hier lesen. Kaufen kann man bei Hacı Bekir online (also, weltweit) und an diesen Adressen. Ich war in Eminönü, wo die älteste Filiale sein soll.

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 8. Aussichtsturm – Istanbul Sapphire 

Ich gebe es zu. Das Einkaufszentrum, das man durchqueren muss um zu dieser Aussichtsplattform zu gelangen, ist keine Empfehlung wert. Aber dafür sieht man auf dem Weg zum mit 236 Metern höchsten Turm Istanbuls einmal ein Viertel voller Wolkenkratzer, die so wirken als versuchten sie New York oder vielmehr Dubai zu imitieren. Mit dem Hochgeschindigkeitsaufzug oben angelangt, kann man dann einen Blick über die gigantische Stadt ergattern, die vom Boden aus kaum zu erfassen ist. Kommt man schon früh am Morgen, so kann man gemütlich auf der Terrasse sitzen, die Ruhe und den Ausblick genießen.

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Istanbul Saphire

9. Der Hafen von Eminönü

Mit dem Hafen von Eminönü ist es wie mit Landungsbrücken in Hamburg. Wirkt sehr touristisch, kreischt vor Reklame und die Fischbrötchen kann man sich meiner Meinung nach auch sparen. Aber: warste nicht da, warste nicht da. Ich empfehle deshalb sich abends einmal in das bunte Treiben zu werfen (vielleicht wenn man zuvor ohnehin einige ) und dann danach den Trubel und die Lichter aus sicherer Entfernung von der Galatabrücke aus zu beobachten. Der Ausblick von hier ist ohnehin fantastisch und durch nichts zu ersetzen. Die Angler geben ein ungewohntes Bild und man hat das absolute Gefühl in Istanbul zu sein.

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 10. Lobbybar im Grand Hotel de Londres

Das Grand Hotel de Londres wirkt wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Wenn man in der Lobbybar Platz nimmt, fühlt man sich wie Dornröschen, die aus einem hunderjährigen Schlaf erwacht, in einem romantischen Schloss, in dem zwischenzeitlich der Putz bröckelig wurde und die Tapete sich langsam von der Wand rollt. Selbst der Papagei Yakup, der gerne Allo sagt und laut piept scheint seit Ewigkeiten in diesem Käfig zu hausen. In jedem Fall ergänzt er ganz hervorragend das Sammelsurium, das sich in der Lobby findet und ein Wenig an einen Museumsbesuch erinnert. Ein Grammophon, ein mit Kakteen bepflanzter Spiegel, eine Musicbox und eine afrikanische Holzfigur sind nur die augenscheinlichsten Exponate. Sich umzusehen ist in jedem Fall eine Entdeckungsreise. Bekannt ist das Hotel in Deutschland aus dem Film Gegen die Wand. Fatih Akin hat hier Teile des Films gedreht, weil er auch privat immer gerne hier absteigt.

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Grand Hotel de Londres
Meşrutiyet Caddesi No: 53
34430 İstanbul (Beyoğlu)

 

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