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Ein Ladentraum in München – Mode von Akjumii und Fotos von Kirsten Becken

GLOWBUS_akjumii-kirstenbecken_webvon links: Kirsten Becken, Michaela Wunderl und Anna Karsch © Jessica Barthel

Ständig lesen wir Artikel über die Missstände bei Primark und anderen Billigmarken. Zeitgleich führen Journalisten uns vor Augen, dass Marc Jacobs und die meisten anderen Luxusmarken keinen Deut besser sind. Einen schönen Artikel hatte beispielsweise Antonia Baum für die FAZ verfasst. Trotzdem hören die meisten von uns nicht auf fleißig Klamotten zu shoppen. Immer wieder neu, bunt, schick und zeitgemäß. Sommerkleidchen für 2,90 € und ein Michael Kors Täschchen dazu: da fühlt sich der Sommer doch gleich besser an. Und gerade jetzt, wo in Berlin die Fashion-Week tobt, wird uns täglich klargemacht: Mode ist essentiell, variantenreich und idealerweise bezahlbar.

Auf Fairness, Nachhaltigkeit und soziale Standards zu achten ist hingegen anstrengend und zeitaufwendig. Schlussverkaufsfummelchen aus Läden ziehen wirkt einfach wahnsinnig entspannend und glückshormonfördernd. Hält zwar nicht lange an, aber das macht ja nichts. Der nächste Schlussverkauf kommt bestimmt.

Schön ist es da zu hören und zu lesen, dass immer mehr Firmen umdenken und gerade junge Labels eine andere Perspektive einnehmen. Eines davon ist Akjumii, an dem vieles anders ist, als man es kennt und von der Modeindustrie erwartet. Produziert wird beispielsweise in einer ungarischen Firma die sehr hohe Sozialstandards hat. Gleichzeitig wird ein Großteil der Produkte on demand produziert um Ressourcen zu schonen.

Die Gründerinnen und Designerinnen Michaela Wunderl und Anna Karsch sind noch nicht einmal 30, in Bayern aufgewachsen und haben großes vor mit ihrer 2012 gegründeten Firma. Im Münchner Glockenbachviertel teilen sie sich ein Ladengeschäft und Studio mit der Fotografin Kirsten Becken, die ebenfalls auf Qualität und Sorgfalt setzt und die ich an anderer Stelle schon einmal vorgestellt habe. Anna und Kirsten haben mir nun im Detail erklärt, wie das in ihrer Ladengemeinschaft so läuft.

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Wie habt ihr Euch kennengelernt?

Anna: Michi und ich kannten uns bereits von unserem Modedesignstudium in München. Schon in dieser Zeit haben wir immer gerne gemeinsame Projekte realisiert. Michi hat dann entschieden sich selbstständig zu machen. Da war sie gerade bei ‚A Kind of Guise’ in München beschäftigt. Ich arbeitete zu dieser Zeit für ‚Iris van Herpen’ in Amsterdam. Michi fragte mich, ob ich Lust hätte mich mit ihr selbstständig zu machen und mir war sofort klar: wenn, dann passt es mit Michi. Wir haben automatisch die gleichen Ideen. Wir designen komplett zusammen und haben eine gute Kommunikation.

Kirsten: Ich habe die beiden auf der durchaus mühevollen Suche nach einem Studio im Münchner Stadtzentrum kennengelernt. Sie hatten sich ein Kreativhaus-Konzept überlegt und trommelten mögliche Mitmieter zusammen. Übrig blieben nur sie und ich und der Wille etwas gemeinsam anzumieten. Die passende Immobilie fanden die beiden durch Zufall, griffen schnell zu und so entstand unser Ladenkonzept in der Reichenbachstraße.

Leidet Eure Freundschaft manchmal darunter, dass ihr zusammen arbeitet?

Anna: Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Projekten an der Uni und jetzt im Business. Der Freundschaft schadet das aber nicht, eher im Gegenteil. Sie wird sogar gestärkt.

Wie sieht Euer Konzept aus?

Kirsten: Unser Konzept fußt in der Liebe zur Arbeit. Wir leben unsere Leidenschaft und arbeiten hart um uns und alle Kunden mit unserer Liebe zum Job glücklich zu machen und die Dinge mit Sorgfalt anzugehen. Heutzutage ist das immer seltener! Durchdachte, nachhaltige Mode mit Kollektionen voller Lieblingsstücken und Fotografie – insbesondere Portrait – maßgeschneidert auf die Wünsche des Kunden sind unsere Leistungen. Wir bieten unsere Kompetenz mit Herzblut und Leidenschaft an und unterstützen uns dabei. Schön ist auch, dass das Ganze ein reines Frauenprojekt ist.

Anna: Uns ist es wichtig wertvoll mit Ressourcen umzugehen und darauf zu achten, dass möglichst Wenig weggeschmissen wird. Außerdem wollen wir, dass die Stoffe so nah wie möglich produziert werden. Das bedeutet in Europa und dabei überwiegend in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Am liebsten arbeiten wir mit traditionellen Webereien um altes Handwerk unterstützen. Bei uns kommen auch hauptsächlich Naturmaterialien zum Einsatz: Baumwolle, Seide und Wolle. Zudem dürfen die Kunden viel mitentscheiden. Am Anfang haben wir komplett auf Online-Versand gesetzt und eine freie Stoffauswahl ermöglicht. Irgendwann merkten wir, wir müssen das auch offline probieren. Die Kunden brauchen auch die Haptik.

Wo sind die Synergien zwischen Mode und Fotografie zu finden?

Kirsten: Mode und Fotografie sind seit je her ein spannendes Paar. Wir haben die Möglichkeit Kunden zu verwöhnen – das passende Portrait, das dazu passende Hemd. Ich fotografiere für Magazine, Agenturen – aber eben auch für Privatkunden und Laufkundschaft. Mein Portfolio ist bunt und flexibel, aber immer künstlerisch. So ist es auch mit der Mode von akjumii. Sorgfältig gefertigte Teile, die unaufgeregt aber zeitlos elegant und mutig sind. Wir treffen uns auf mehreren Ebenen und können uns gegenseitig bereichern.

Anna: Es gab eine Art Kreativhaus-Plan. Wir lernten dann Kirsten kennen und setzten mit ihr zusammen das Konzept um. Fotostudio und Laden ist eine schöne Kombination. Es herrscht mehr ein Ateliergefühl statt das einer Verkaufsfläche. Alles ist sehr frei gestaltet und nicht vollgestopft. Außerdem kann man sich gegenseitig viel geben und sich inspirieren. Kirstens Fotos passen außerdem sehr gut zu uns.

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Worin liegen die Vorteile des gemeinsamen Ladens?

Kirsten: Wir nutzen das Studio auch für gemeinsame Schreibtischzeiten und arbeiten in einer entspannten Atmosphäre. Bei Shootings ist es großartig kurz etwas fachmännisch abstecken zu lassen. Generell pushen wir uns gegenseitig und planen gemeinsame Aktionen. Der Laden ist ein kreativer Hub für mich. Ich lebe außerhalb und liebe es in die Stadt zu fahren und das Glockenbachviertel zu genießen. Das Café Trachtenvogl gegenüber ist ein weiterer großer Pluspunkt für mich und bietet sich prima an, zum Beispiel um bei größeren Shootings Kunden für Kaffeepausen auszulagern. Das gemeinsame Konzept lässt uns diese Form des Studio leben und es ist für mich nicht nur ein reines Studio, sondern auch ein Laden in dem ich kleine Prints als open edition, sowie größere auf Anfrage verkaufen kann.

Erfährt euer Konzept die notwendige Wertschätzung?

Anna: Wir denken, dass diese langsam entsteht. In München sind viele Leute auf große Marken fixiert, aber wir hoffen das zu verändern. Die hohe Qualität unserer Sachen spricht die Leute an. Wir begannen zunächst mit Pop-Up-Stores in verschiedenen Städten und haben bemerkt, dass die Leute begeistert waren. In Wien mag man unsere Sachen zum Bespiel sehr.

Kirsten: Diesen Sommer möchten wir auch ein kleines Sommerfest auf die Beine stellen und eine Art Streetcasting mit anschließendem kostenlosem Portraitshooting anbieten. Wir sind dann immerhin beinahe ein Jahr vor Ort.

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Anna, wie soll sich Euer Label weiterentwickeln?

Anna: Wir setzen auf die Kombination: Wir möchten unser Online-Geschäft verstärken und in guten Städten Läden haben. Keine großen vollgestopften Stores, sondern Orte an denen sich die Kunden wohlfühlen und beraten werden. Wir stehen für individualisierbare Mode und gegen Megakonsum. Lieber weniger Kleider, die dafür hochwertig sind. Ein gutes Kleidungsstück ist ja auch zeitlos. Unsere Sachen sollen Teile für’s Leben sein.

Habt ihr gemeinsame Ziele für die Zukunft?

Anna: Unser gemeinsames Ziel ist es, den Laden zu einem Ort in München zu machen, an welchem Kreativität und gemeinsame Projekte wachsen können und dies von den Leuten wahrgenommen und aufgesucht wird. Man könnte auch ein gemeinsames Konzept für Hochzeiten ausbauen, Wunschhochzeitskleid und Anzug plus wunderbare Fotos, hier schauen wir wie es sich entwickelt und was die Zeit uns bringt!

Kirsten: Mein Ziel ist es so weiterzumachen wie bisher und immer wieder in meiner Arbeit aufzugehen. Mit der eigenen Arbeit zufrieden sein ist unbezahlbar.

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Alle Photos von Kirsten Becken

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